Praxisnachfolge oder Verkauf des Kassensitzes? Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Wege

Alle im Gesundheitswesen wollen Zeit für das Wesentliche: Zeit für den Kunden/Patienten. Leider sind Bürokratie und aber auch tägliche Routine-Arbeiten im Alltag echte Zeitfresser und binden oft unnötig Personalressourcen von sowieso knappen Fachkräften.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

im Laufe einer jeden Arztkarriere kommt früher oder später der Punkt, an dem man sich über die Zu‐kunft seines Kassensitzes Gedanken machen muss. Der späteste Zeitpunkt ist sicher am Ende des Be‐rufslebens, wenn der wohlverdiente Ruhestand ruft. Aber die Frage, ob und wie die kassenärztliche Tätigkeit noch zum eigenen Lebensentwurf passt, kann sich durchaus auch schon sehr viel früher stel‐len. Typische Anlässe für derlei Überlegungen sind bspw. die Verlegung des Lebensmittelpunktes an einen anderen Ort, der Wunsch weniger mit der leider notwendigen Bürokratie konfrontiert zu werden oder schlicht die Aufgabe der Kassenpatienten zugunsten der Konzentration auf Privatpatienten bzw. der allgemeinen Arbeitszeitreduktion.

Je nach Beweggrund für die Aufgabe des Kassensitzes sowie der Begleitumstände bieten sich hier ver‐schiedene Lösungen an. Wobei es leider nicht nur die eigenen Präferenzen, sondern auch die Gege‐benheiten des Gesundheitsmarktes zu bedenken gilt. Im Folgenden soll ganz grob skizziert werden, welche typischen Konstellationen es dabei geben kann.

Die klassische Form der Kassensitzaufgabe ist die Abgabe der Praxis an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Hierbei wird der Praxisstandort im Ganzen inklusive des Patientenstamms übernommen und die Praxis einfach fortgeführt, wobei der oder die Abgebende aus der Praxis ausscheidet – z.B. aus Altersgründen. Die Vorteile dieser Form bestehen in der verhältnismäßig guten Planbarkeit für die Ab‐gebenden und der konstanten Versorgung für die Patienten. In sehr vielen Fällen ist dieser Weg auch nach wie vor durchaus gangbar. Allerdings muss bedacht werden, dass der Wille zur ärztlichen Selb‐ständigkeit in jüngeren Generationen nachgelassen hat. Außerdem ist es für ländlich gelegene Praxen ungleich schwieriger einen Nachfolger zu finden als für deren Pendants in urbaneren Gegenden. Umso wichtiger ist es, zum einen frühzeitig in die Planung einzusteigen und zum anderen eine zusätzliche Säule der Altersvorsorge aufzubauen, um nicht zwingend auf den Erlös des Praxisverkaufs angewiesen zu sein.

Eine weitere Form der Sitzveräußerung besteht im Verkauf zugunsten einer Anstellung beim Käufer bzw. der Käuferin – entweder mit Erhalt Ihres bisherigen Praxisstandorts oder mit Verlegung des Versorgungsauftrages. Diese Variante bietet Vorteile sowohl für Abgebende am Ende ihres Erwerbslebens als auch für jüngere Ärztinnen und Ärzte. Für diejenigen unter Ihnen, die langsam an den Ruhestand denken, bietet diese Art des Sitzverkaufs einerseits die Sicherheit, Ihre Praxis bereits verkauft zu haben. Andererseits gibt sie Ihnen die Möglichkeit, die Arbeit langsam „ausschleichen“ lassen zu können, indem Sie schrittweise die Arbeitszeit reduzieren. Wenn Sie dagegen vom Rentenalter noch weit entfernt sind, bietet dieses Modell den Vorteil, dass Sie wie gewohnt weiterhin ärztlich arbeiten können, einen großen Teil des bürokratischen Aufwandes aber abgeben können. Je nach Situation kann es aber schwierig sein, einen Übernehmer zu finden, der gewillt und vor allem auch fähig ist, nicht nur eine Praxis bzw. einen Sitz zu kaufen, sondern auch Ihre Anstellung zu gewährleisten.

Zum Abschluss unserer kurzen und nicht abschließenden Skizze von Verkaufsoptionen sei noch der reine Sitzverkauf angesprochen. Die Gründe für diese Variante sind vielfältig; oftmals ist der Verkauf eines Sitzes schlicht sehr lukrativ. In einigen Fachrichtungen ist der Verkaufserlös der reinen Zulassung sogar höher als bei der Praxis im Ganzen. Allerdings gilt es dafür einen Käufer zu finden, für den ein solcher Erwerb überhaupt Sinn ergibt. Die niederlassungswilligen Kolleginnen und Kollegen aus der Klinik brauchen Räume sowie ausreichend Patienten und scheiden damit (zumindest im Regelfall) aus. Bleibt die Frage, wer an der Übernahme eines reinen Kassensitzes Interesse hat und wie ein Verkauf reibungslos zu bewerkstelligen ist. Hier stößt man schnell an sein Grenzen, wenn man sich allein auf sein privates Netzwerk verlässt. Man benötigt also gerade bei dieser Form einen Partner mit einem entsprechend großen, professionellen Netzwerk.

Alle oben aufgeführten Arten der Aufgabe bzw. des Verkaufs eines Kassensitzes sowie diverse Misch‐ und Sonderformen, die heute Platz bedingt außen vor gelassen werden müssen, bieten ihre eigenen Vor‐ und Nachteile. Als Beratungsunternehmen im Heilberufewesen sowie Praxisvermittlung mit nun‐mehr schon jahrzehntelanger Erfahrung stehen wir Ihnen gerne bei jedem Schritt Ihrer ärztlichen Lauf‐bahn mit unserer Erfahrung zur Seite. Sei es beim Verkauf Ihrer Praxis oder auch bei der Erweiterung Ihrer Kapazitäten um einen weiteren Kassensitz oder einen weiteren Praxisstandort – vielleicht sind Sie ja schon der passende Übernehmer oder die passende Übernehmerin für einen von uns betreuten Verkauf? Sollten wir Sie unterstützen dürfen, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme via Telefon, E‐Mail oder auf einer unserer Veranstaltungen!

Herzlichst,
Ihr Bastian Bauernfeind

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Bastian Bauernfeind, Leiter Beratung & Strategie

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